Forderungen

Die Berliner Literaturkonferenz setzt sich ein für

  • eine auskömmliche Finanzierung der literarischen Institutionen Berlins für Programmarbeit, Nachwuchsförderung und literarische Bildungsarbeit
  • eine Basis-, Konzept- und Lesereihenförderung für den Bereich Literatur
  • eine Aufstockung der Projektförderung Literatur
  • bezahlbare Räume für die künstlerische Produktion, Co-Working-Spaces für Autor:innen
  • die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für zentrale Öffentlichkeitsarbeit, um die Sichtbarkeit der Literatur in Berlin zu verbessern
  • Mindesthonorare gemäß einer Honorarordnung für literarische Veranstaltungen in geförderten Projekten und programmgeförderten Einrichtungen
  • mehr und besser dotierte Stipendien für Autor:innen und literarische Kurator:innen
  • die Wiedereinführung von Übersetzer:innenstipendien
  • die Einführung eines Förderinstruments für die Bilderbuchkunst
  • einen Preis für Bibliodiversität
  • finanzielle Unterstützung beim Ausbau zu Barrierefreiheit und mehr Diversity

Aktuelle Forderungen

Literatur live in und für Berlin – gerade in der Corona-Krise

Literatur – ist Bestandteil kultureller Bildung; sie kann Gedanken auf neue Wege lenken, Perspektiven erweitern, für Sprache sensibilisieren und innovative Antworten auf zentrale politische, ethische und gesellschaftliche Fragen geben.

Literatur – stellt Bestehendes in Frage und bietet vielfältige Sichtweisen auf die Welt, auf unsere Gesellschaft.

Literatur – entführt in fantastische und utopische Welten, wenn wir mal eine Pause von Infektionszahlen, R-Werten und undifferenzierten Hygieneverordnungen brauchen.

Die Mitglieder der Berliner Literaturkonferenz drängen auf einen differenzierten Blick, welche Lockdown-Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie wirklich notwendig und zielführend sind.

Literatur ist soziale Praxis und braucht Räume für die lebendige Diskussion und die Begegnung zwischen Autor:innen und Publikum. Die künstlerischen Kommunikationskonzepte sind (neben ausgefeilten Hygienekonzepten) von allen Veranstalter:innen in den institutionell geförderten Häusern wie auch in der freien Literaturszene in den vergangenen Monaten rasant ausgebaut worden. Hier geht es nicht um Konsum oder Freizeitvergnügen, sondern um kulturelle Bildung, um eine Auseinandersetzung mit Gesellschaft, mit Verantwortung, mit eigener Positionierung – angeregt durch literarische Texte, durch Poesie, durch Fantasie, durch Sprachkunst.

Beim Blick auf andere Bereiche der Gesellschaft muten die aktuellen Verordnungen zum zweiten Shutdown zudem ungerecht gegenüber dem Kulturbereich an. Während Berlins Literaturveranstalter:innen den Sommer dazu nutzten, um tragfähige und achtsame Konzepte für Präsenzveranstaltungen zu entwickeln und diese mit Erfolg bis zum 28.10. zu realisieren, stauen sich dieser Tage die Menschenmassen in Supermärkten, öffentlichen Verkehrsmitteln und Konsumtempeln.

Jetzt ist die Zeit für verbindliche kulturpolitische Zusagen, damit die Literaturveranstalter:innen im kommenden Jahr ein angemessenes Programm gestalten können.

Literatur braucht Technik

Die Literaturszene will keinen dauerhaften Notbetrieb einrichten, sondern sich qualitätsvoll der Verantwortung zur Digitalisierung stellen. Die dafür erforderlichen Strukturen müssen deshalb personell wie technisch bei den Literaturveranstalter:innen abgesichert und ausgebaut werden. Präsenzveranstaltungen dürfen durch digitale Formate nicht ersetzt werden! Hybridformate können eine sinnvolle Ergänzung des Präsenzbetriebes sein – nicht nur in der Krise.

Ziel ist eine Doppelstrategie, in der dem Publikum die Begegnung mit Literatur analog wie digital möglichst barrierefrei garantiert werden kann. Das Innovationspotential, das der Kunstsparte Literatur zu Grunde liegt, ist hilfreich, um neue Modelle zu entwickeln und Impulse für gesellschaftliches Umdenken hin zu solidarischem Handeln anzustoßen.

Literatur braucht mehr Fördermittel

Für eine Erhöhung der Literaturförderung liegen seit langer Zeit valide Argumente vor: Die Literaturszene in Berlin wächst, das Publikum wächst, Nachwuchs muss ausgebildet werden, das Programm entsprechend der wachsenden Diversität der Stadt erweitert werden, die Qualität auch in digitalen Veranstaltungsformaten erhalten bleiben. Das alles kostet Geld!

Längst überfällig ist die Einführung einer Basisförderung im Bereich der freien Literaturszene. Zudem brauchen alle Veranstalter:innen die Möglichkeit zur Übertragung nicht verausgabter Projektmittel in das nächste Haushaltsjahr. Ein wichtiger Schritt wäre die Entbürokratisierung der Verwendung von Fördergeldern. Die immer noch übliche Praxis der Projektförderung entspricht einem nachhaltigen Kulturmanagement nicht mehr, sondern zielt allein auf Eventmanagement. Soll Kultur aber von Kontinuität und Qualität auch literarischer Angebote geprägt sein, braucht es langfristige Finanzierungsmöglichkeiten und der Zeit angepasste Förderinstrumente.

Damit die institutionell geförderten Literaturhäuser (auch als verbindlicher Partner für die freie Literaturszene) zeitgemäß agieren können, bedarf es einer Etaterhöhung. 
Professionelles Programm, die Sicherung von gut ausgebildetem Personal und eine qualitätsgarantierende technische Ausstattung ist wertvoll und hat ihren Preis. Eine Stadt, mit einem Kulturanspruch wie Berlin, sollte bereitsein, sich dies zu leisten!